Perfektionismus - warum machen wir uns so viel Druck?

Shownotes

Die Realität ist klar: Der perfekte Mensch existiert nicht. Dennoch verspüren viele von uns den ständigen Druck, diesem unerreichbaren Ideal gerecht zu werden. Jeden Tag streben wir danach, perfekt zu sein. Bin ich gut genug? Könnte ich es noch besser machen? Wer sich solche Fragen stellt, sollte die eigenen Messlatten kritisch überdenken. In dieser spannenden Folge zeigen dir Leon und Atze nicht nur die vielen Facetten von Perfektionismus, sondern vor allem auch, wie du die Fesseln der Perfektion selbst durchbrechen kannst.

Fühlt euch gut betreut

Leon & Atze

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Empfehlungen:
TED-Talk zum Thema: Our dangerous obsession with perfectionism is getting worse | Thomas Curran Interview zum Thema mit dem Psychologen Tom Diesbrock im Spiegel-Podcast “Smarter Leben”: https://www.spiegel.de/psychologie/perfektionismus-warum-nichts-perfekt-sein-muss-und-wie-wir-damit-klarkommen-a-e1993b59-6c2d-447f-9353-b04f8ed4fabc

Spektrum Artikel:
https://www.spektrum.de/news/kindererziehung-gibt-es-den-richtigen-erziehungsstil/1818665

Redaktion: Linda Caporale
Produktion: Murmel Productions

Kommentare (1)

Thomas

Hallo, liebe Gefühls-Betreuer, Ich bin ein Mann. Dass ich als Hörer Eures Podcast einen Kontext gefunden habe, bei dem man sagen kann: "Ich bin ein Mann!" und dafür positive Reaktionen erntet, hat etwas Erfrischendes an sich. Viel zu oft hat das Bekenntnis, ein Mann zu sein eher den Touch von Anonymen Alkoholikern. Dabei ist es nicht nur persönliches Interesse, welches mich zum Hören verleitet. Tatsächlich gibt es sogar einen beruflichen Hintergrund, aufgrund dessen ich Euch gerne zuhöre. Ich bin Pilot und Human Factors Trainer. Den Begriff Human Factors Trainer muss ich ein wenig erläutern. Alle professionellen Luftfahrtbetriebe, sei es die Lufthansa oder die Bundeswehr oder die Flugsicherung müssen ihre Piloten, Techniker oder Fluglotsen (männlich wie weiblich natürlich) in sog. nicht-technischen Fähigkeiten schulen. Diese nicht-technischen Fähigkeiten dienen dabei nicht der Verbesserung des Tinder-Rankings, sondern ist allein der Flugsicherheit gewidmet. In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts hatte man festgestellt, dass 70 % aller Flugunfälle auf sog. "menschliches Versagen" zurückzuführen sind. Damals hieß das Ganze noch Crew Resource Management Training und die Zielsetzung war zunächst, diese menschlichen Fehler zu eliminieren. Heutzutage ist man da aber ein ganzes Stück weiter (dazu später mehr). Die Themen, die dabei in Seminarform zu schulen sind (z. B. Kommunikation, Stressmanagement, Teamverhalten, Sicherheitskultur, etc.) sind natürlich stark in der Psychologie verankert. Daher verfolge ich jede Eurer Episoden mit hohem Interesse, wobei erstaunlicherweise gerade die Themen sich als mega-interessant herausstellen, von denen man es nicht unbedingt erwartet hätte. Eines dieser Themen war die Episode zum Perfektionismus. Gerade in der Luftfahrt kann man sich auf der einen Seite eigentlich keine Fehler erlauben, auf der anderen Seite wäre der Versuch, perfektionistisch zu sein, zum Scheitern verurteilt. Man kann es selber leicht nachempfinden, denn das Gehirn kennt keine Verneinung. Die Anweisung, jetzt bloß nicht an einen rosa Elefanten zu denken, funktioniert nicht. Genau so verhält es sich, wenn man den Leuten sagt, dass sie bloß keine Fehler machen sollen. Eher kann man häufig das Phänomen beobachten, wie es so schön in einem Fußball-Podcast beschrieben wurde, als man sich über einen bestimmten Spieler unterhalten hatte und der Satz fiel: "Seit dem er Fehler machen darf, macht er keine mehr." Das Ganze ist natürlich auch wissenschaftlich unterfüttert. Der dänische Professor Erik Hollnagel hat schon vor 20 Jahren herausgefunden, dass es eben nicht ausreicht, sich darauf zu konzentrieren, die menschliche Fehlerquelle zum Versiegen zu bringen. Vielmehr sollte man die Fähigkeit des Menschen zur Anpassung als Kapazität betrachten. Hier könnte man noch viele weitere Forscher nennen (Sidney Dekker, James Reason, etc.), aber damit würde man ein "Riesen-Fass" aufmachen. Grundsätzlich gesagt, ist die Luftfahrt deshalb so sicher, weil sie Fehler von vornherein einkalkuliert. Flugzeuge haben 2 Triebwerke, weil eines ausfallen kann. Sie haben (zumindest in der professionellen Luftfahrt) 2 Piloten, weil einer Fehler machen kann. Piloten sind auch eher selten Mitglied im Dunnig-Kruger-Club. Jeder Pilot weiß um seine Grenzen, weil er sie regelmäßig im Simulator trainiert. Leon kann dies seit der Terra Xplore Sendung wohl gut nachempfinden. Wer da mit einer "dicken Fresse" reingeht (Stichwort "Complacency"), den bringt jeder Simulator-Lehrer in weniger als 15 Minuten wieder auf Spur. Piloten haben auch überhaupt kein Problem, bei einem Debriefing untereinander über Fehler zu sprechen und diese vom Ego zu trennen. Das ist nicht in jeder Branche üblich, wie ich in meinem letzten Urlaubshotel erfahren konnte, als der Manager mich zum Urlaubsende um ein Feedback bat. Natürlich sollte man nach Exzellenz streben - man kann auch etwas verbessern, auch wenn alles gut funktioniert hat - aber Perfektionismus ist der falsche Weg. Perfektion ist langweilig. Das zeigt auch das Zitat (um das ich, ähnlich wie bei Atze) auch nicht umhin kann: "Die Erde schenkt uns mehr Selbsterkenntnis als alle Bücher, weil sie uns Widerstand leistet. Und nur im Kampfe findet der Mensch zu sich selber. Aber er braucht dazu ein Werkzeug, einen Hobel, einen Flug. Der Bauer ringt in zäher Arbeit der Erde immer wieder eines ihrer Geheimnisse ab, und die Wahrheiten, die er ausgräbt, sind allgültig. So stellt auch das Flugzeug, das Werkzeug des Luftverkehrs, den Menschen allen alten Welträtseln gegenüber und wird uns zum Werkzeug der Erkenntnis und selbst Erkenntnis." Antoine de Saint-Exupéry - Wind, Sand und Sterne Schöne Grüße Thomas Gefühlsbetreuter Zuhörer

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